Seit dem 27. September ist nichts mehr wie es war in unserer Genossenschaft: An diesem windigen Freitagnachmittag knickte kurz nach 15 Uhr ein Flügel unseres Windrades in Langenberg ab.
Dabei wurde niemand verletzt und es entstand kein weiterer Schaden; abgesehen von Trümmerteilen, die auf Ackerflächen gefallen sind. Polizei und Feuerwehr waren schnell vor Ort und sperrten die umliegenden Straßen für den Verkehr. Das Gelände rund um das Windrad wurde abgesperrt und ein Sicherheitsdienst eingesetzt.
Hier sieht man den Flügelstumpf, der demnächst abgesägt wird. Die langen Flügelteile sind als Bruchstücke auf den Acker gefallen.
Bis jetzt ist die Ursache noch nicht geklärt. Ob stürmische Böen oder Materialschaden der Grund sein können, klären Gutachter der Herstellerfirma Nordex, die nach der Schadensanalyse die Reparatur plant.Die Absplitterungen der Bruchstelle am Flügel haben sich mit dem Wind über die umliegenden Äcker und Wiesen verstreut. Deshalb können die Landwirte ihre Felder nicht weiter nutzen. Die Trümmerteile sind kleine spitze Glasfaserstückchen, die größtenteils 2 bis 10 cm lang und nur wenige Millimeter breit sind. Die Bruchstücke sind ungiftig, nicht wasserlöslich und ungefährlich für das Grundwasser. Sie sind nur sehr spitz und dürfen deshalb nicht in Tierfutter gelangen.
Der Vorstand hatte um Hilfe gebeten - und fast 100 Mitglieder und Unterstützer waren gekommen. Einen Tag lang suchten sie die Äcker nach Bruchstücken ab, damit die Landwirte ihre Flächen bald wieder nutzen können. Foto: Rainer Stephan
Ein solcher Schaden an einem Windrad tritt sehr selten auf. Aktuell sind in Deutschland rund 30.000 Windenergieanlagen in Betrieb. Seit 2005 kam es nach Erkenntnissen des Bundes-verbands Windenergie (BWE) zu lediglich 143 Schadensereignissen an den Anlagen – die Schadensquote liegt damit im Promillebereich.Die in Langenberg betroffene Turbine des Typs N-163 hat Nordex seit 2021 weltweit bis heute 421-mal errichtet, davon wurden in Deutschland bislang 34 Anlagen in Betrieb genommen. Weltweit ist von einem Rotorblattbruch der gefertigten und installierten 1.263 Rotorblätter nur eines betroffen- und zwar das in Langenberg. (Quelle: Nordex)
Nach einem solchen Unglücksfall hinterfragen viele Menschen die Sinnhaftigkeit von Windkraftanlagen noch einmal ganz grundsätzlich. Trotzdem halten wir daran fest, dass eine Stromversorgung, die gleichzeitig kostengünstig, sicher und emissionsfrei sein soll, ohne Windenergie in Deutschland nicht denkbar ist.
Viele fassen mit an: ein schönes Zeichen der Gemeinschaft in der Genossenschaft und der Solidarität mit den Landeigentümern. Foto: Rainer Stephan
Aktuell in Planung
Technische Daten pro Windrad
Nennleistung
5,7–7,0 MW
Rotordurchmesser
149–163 m
Nabenhöhe
120–164 m
Jahresproduktion
12–15 Mio. kWh
Seit Russland 2022 die Ukraine angriff und Bundeskanzler Scholz die Zeitenwende ausrief, erhält das Thema Erneuerbare Energien für viele Menschen eine neue Wichtigkeit. Deutschland soll mit seinem Energiebedarf nicht abhängig sein vom Ausland, sich nicht Diktatoren anbiedern müssen – das ist eine Lehre aus den letzten Krisenjahren.
Wie wichtig sauber produzierter Strom aus Deutschland ist, zeigen die aktuellen Entwicklungen.
Auch der Stadtrat von Rheda-Wiedenbrück sieht die Notwendigkeit, möglichst schnell möglichst viel erneuerbare Energie zu produzieren. Entsprechend angetan waren die Kommunalpolitiker, als unsere Genossenschaft im Herbst 2022 ihre jüngsten Planungen vorstellte: Im Bereich Batenhorst könnten zwei Windräder entstehen, in Nordrheda eins und neun in Lintel – zwölf Windräder, die Strom in großem Stil produzieren.
Mit diesem Plan stellte die RheWie den Kommunalpolitikern im Jahr 2022 das Projekt vor. Von den 12 geplanten Windrädern, die Ende 2022 vorgestellt wurden, werden nach Entscheidung durch den Bauausschuss im Sept. 2024 nur 6 in Lintel realisiert werden.
Um deutlich mehr Energie vor Ort zu erzeugen, sind einige neue Bundesgesetze in Kraft getreten und neue Vorschriften vereinfachen das Genehmigungsverfahren. Wir haben eine Planung mit Abständen zur Bebauung aufgestellt, die mindestens 400 m zu Wohnhäusern im Außenbereich und 600 m zu Siedlungsflächen einhalten.
Die Öffentlichkeit wurde das erste Mal umfassend im November 2022 über die Pläne informiert. Rund 150 Interessenten fanden sich zur Infoveranstaltung der RheWie im Feuerwehrgerätehaus Lintel zusammen. Im Hintergrund einsatzbereite Feuerwehrwagen, im Vordergrund Hubert Leiwes vom Vorstand der Energiegenossenschaft.
Der Einladung ins Feuerwehrgerätehaus waren viele Linteler gefolgt. Hubert Leiwes (RheWie), Frank Schürmann (CDU) und Elisabeth Frenser (SPD) erläutern die Pläne.
Was er zu berichten hatte, stellt für den ländlichen Ortsteil eine Zeitenwende dar. Auf einer Landkarte waren die potentiellen Standorte markiert, wo Windräder nach einer ersten Betrachtung möglich sein könnten.
Die aktuelle Plankarte von September 2024 sieht in Lintel noch sechs Windräder vor und drei in Nordrheda und Batenhorst.
Die heimische Politik sprach sich im Jahr 2022 ganz deutlich für diesen großen Wurf aus. Bürgermeister Theo Mettenborg erinnerte an den Auftrag der Stadt zum Klimaschutz. „Angesichts der Energie-Engpässe brauchen wir einen Quantensprung in der Energieerzeugung – und zwar zeitnah.“ Frank Schürmann (CDU), selbst Linteler, sieht zwar auch Beeinträchtigungen auf die Menschen hier zukommen, deshalb müssten die Anlagen verträglich konstruiert sein. Aus seiner Sicht gibt es wegen ihrer großen Wirtschaftlichkeit aber keine Alternative zur Windkraft. Dem Argument stimmte auch die Lintelerin Elisabeth Frenser (SPD) zu: „Wir können nicht so weiter machen wie bisher, wir müssen uns ändern.“
Anteil Erneuerbare Energie am Stromverbrauch in Rheda-Wiedenbrück
(Folie der Stadtverwaltung, 2022)
Gespräche mit den Landeigentümern potentieller Flächen wurden geführt und viele konnten für die Bauvorhaben gewonnen werden. Angesichts der Größe dieses Vorhabens äußern einige Bürgerinnen und Bürger verständlicherweise ihre Befürchtungen. Vielen Bedenken kann der Vorstand mit sachlichen Argumenten begegnen. Zum guten Umgang mit den Anwohnern gehört es selbstverständlich, modernste technische Lösungen zur Entlastung der Nachbarschaft einzusetzen: wie Schattenabschaltung für die Wohnhäuser, Schallreduktion in der Nacht und auch die roten Positionslichter werden in der Nacht nur noch selten leuchten.
Der Vorstand betont die Vorteile, die die Gesellschaftsform einer Genossenschaft für die Anwohner mit sich bringt: Mit den Landbesitzern wird natürlich ein Pachtvertrag geschlossen. Darüber hinaus bietet die RheWie wie auch schon in Langenberg ein Nachbarschaftsentgelt für jedes Wohnhaus an, das im Umkreis von 800 Metern um ein Windrad steht. Über 20 Jahre werden jährlich 50.000 Euro pro Windrad bereitgestellt. Darin zeigt sich – so Aufsichtsrat Theo Mettenborg – das bürgerschaftliche Engagement der Genossenschaft, ein großer Investor würde so nicht für Akzeptanz werben.
Und alle interessierten Einwohner von Lintel können Mitglied der Genossenschaft werden, Anteile erwerben und an den Beschlüssen mitwirken. Mit unserer Genossenschaft produzieren wir zu 100 Prozent Bürgerenergie: Der Gewinn aus dem Betrieb der Windräder wird zwischen den Mitgliedern der Genossenschaft, den Landeigentümern und den Nachbarn der Windräder aufgeteilt. Ein nicht unerheblicher Anteil geht jährlich an den Ortsteil Lintel für das Dorfgemeinschaftshaus und an die Kommune, selbst die Kreditinstitute kommen aus der Region. Bürgernaher kann man Strom nicht produzieren.
Die ehemalige Kapelle in Lintel soll zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut werden – die RheWie sagt eine jährliche finanzielle Unterstützung zu.
In den vergangenen Monaten hat sich der zuständige Bauausschuss wiederholt mit der Windfarm Rheda-Wiedenbrück beschäftigt. Mit großer Mehrheit stimmten die Kommunalpolitiker für unser Vorhaben und bedachten uns mit Anerkennung (Bauausschuss Dezember 2022, August und Dezember Ende 2023).
Über den neuesten Stand der Planungen informierte der Vorstand auf der Generalversammlung im Juni 2024: Das Verfahren zum Flächennutzungsplan soll Ende 2024 abgeschlossen werden. Erst danach können die Genehmigungen erteilt werden.
Aufsichtsrat und Vorstand der Rheda-Wiedenbrücker Energiegenossenschaft eG bei der Verabschiedung von Thomas Birwe, der 10 Jahre im Aufsichtsrat tätig war.
Es wird also noch einige Jahre dauern, bis auf der Windfarm Rheda-Wiedenbrück Strom produziert wird.
Errichtung eines Windrads (Nordex)
Technische Daten
Nordex N-163
Nennleistung
5,7 MW
Rotordurchmesser
163 m
Nabenhöhe
164 m
Jahresproduktion
15 Mio. kWh
Das Windrad in Langenberg ist auf Sand gebaut! Sieben Meter ist diese poröse Schicht dick – aber keine Sorge, für die Standfestigkeit sorgen 70 Rüttel-Stopf-Säulen, damit eines der größten Bauwerke im Kreis nicht in Schieflage gerät. Solche „schockierenden“ Details erfuhren die Gäste auf dem Einweihungsfest, das 250 Mitglieder unserer Genossenschaft zusammen mit Gästen im August 2023 am Fuße des Turms feierten.
Heiß war es beim Einweihungsfest unseres Windrades. Schattenplätze waren begehrt.
Da konnte Hubert Leiwes vom Vorstand viel berichten von der ersten Idee zu einem Windrad am Schlingfeldweg – geboren bei einer Info-Veranstaltung der Grünen in Langenberg im Jahr 2016 – bis zum ersten grün produzierten Strom im Juni 2023.
Auf einer landwirtschaftlichen Fläche Am Schlingfeldweg Ecke Holzheide steht unser Windrad.
Mit vielen Beteiligten war die Zusammenarbeit erfreulich verlaufen, allerdings nicht bei allen auf Anhieb. In der Tat sah sich die RheWie zu gerichtlichen Auseinandersetzungen mit der Gemeinde Langenberg gezwungen, bis das gemeindliche Einvernehmen letztlich erteilt wurde. Drei Jahre verzögerte sich das Bauvorhaben dadurch. Am Festtag fand die Bürgermeisterin Susanne Mittag dann lobende Worte für das genossenschaftliche Konzept, das mache das Windrad zu „unserem“. Jetzt freue sie sich, dass Langenberg mehr Strom produziere als verbrauche. Und von dem Gewinn profitieren inzwischen auch die Kommunen Langenberg und Rietberg, die wir auf freiwilliger Basis mit 0,2 Cent pro Kilowattstunde erzeugten Stroms beteiligen.
Eine Unterstützerin der ersten Stunde: Wibke Brems (Die Grünen, rechts im Bild); am Ende doch begeistert: Langenbergs Bürgermeisterin Susanne Mittag (links).
Zu den Festrednerinnen gehörte auch Wibke Brems, Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion. „Wir brauchen die Energiewende und mit Bürgerenergie schaffen wir viel Akzeptanz.“ Hier vor Ort sehe man, das sei keine Science-Fiction. „Berichten Sie von dem Erfolg!“, forderte sie ihre Zuhörer auf.
Die Vorstände (von links) Peter Rentrup, Peter Wernz und Hubert Leiwes mit Gästen aus der Politik.
Mit diesem Projekt ist die RheWie erstmals über Rheda-Wiedenbrück hinausgewachsen. Nach fünf Jahren Planungszeit konnte der Bau für das dritte Windrad in Langenberg am Schlingfeldweg beginnen. Dafür hatte man sich etwas Großes vorgenommen: Die Windmühle des Herstellers Nordex ist eine der größten, die derzeit an Land errichtet werden: Turm 164 Meter, Flügel 81 Meter.
Unsere Nordex N-163 gehört bei der Errichtung zu den leistungsstärksten Windrädern an Land.
Im Gegensatz zum Bau der ersten Räder an der Aurea, die schlüsselfertig errichtet wurden, ist diesmal die RheWie Bauherr – und übernimmt damit viele Aufgaben selbst: Die Genehmigung, die dank der guten Zusammenarbeit mit dem Kreis Gütersloh erreicht werden konnte. Die Kreditverhandlungen mit den Banken, die zu einem sehr guten Abschluss mit der Kreissparkasse Wiedenbrück führten (Zins knapp unter 1%).
Das Fundament für den Turm geht nur 1,5 Meter in die Tiefe.
Die Ausarbeitung eines Transportweges, damit die Bauteile schonend an die Baustelle gelangen (nach erster Planung hätten 50 Bäume gefällt werden müssen, am Ende waren es nur noch 6). Die Verträge über Ausgleichszahlungen an die Anlieger rund um das Windrad waren so zufriedenstellend, dass niemand gegen das Windrad geklagt hat. Und auch für die schützenswerte Rohrweihe wurde ein artgerechter neuer Brutplatz mit Teich und Insel angelegt.
Hier ist ein Brutplatz für die Rohrweihe neu angelegt worden.
Von diesem schönen Projekt ließen sich auch viele Menschen in Langenberg überzeugen: 340 neue Mitglieder konnte die RheWie begrüßen. Und viele Bestandsmitglieder stockten ihre Anteile auf.
Hier nachzulesen: Einzelheiten zum Bauherrn und zum Projekt.
Aber die große Baustelle fing erstmal klein an – mit einem „Testschurf“ im März 2022, um im Erdreich den Stand des Grundwassers zu ermitteln.
März 2022: Am Anfang stand der Testschurf auf der Suche nach Grundwasser.
Im Oktober war der Turm für das neue Windrad bereits auf rund 100 Meter gewachsen. Der untere Teil besteht aus Beton, das obere Stahlteil wurde im Dezember montiert. Eine Nachtschicht legten einige Schaulustige ein, als im Dezember die drei 80 Meter langen Schwingen angeliefert wurden. Die Schwerlasttransporter kamen von der A2 auf die B55 und bogen auf eine extra ausgelegte Stahlplattenstraße ein, die die Verdichtung des Bodens verhindern sollte.
Oktober 2022: Der untere Betonturm und der obere Stahlturm werden errichtet.
Spannung wie bei einem Krimi erlebten die Zuschauer an einem Samstag im Januar 2023, als der Groß-Kran die letzten fehlenden Teile hinauf in die Höhe ziehen sollte, nach drei Turmsegmenten und einem Maschinenhaus waren jetzt drei Flügel an der Reihe. Fast windstill muss es für diesen Arbeitsschritt sein, auch auf 164 Meter Höhe. Die Flügel werden dazu exakt waagerecht in eine Traverse eingehängt – die Prozedur nimmt fast drei Stunden in Anspruch – pro Flügel.
Januar 2023: Die Flügel werden hochgezogen, ein beeindruckendes Schauspiel.
Selbst am späten Abend bei Dunkelheit und Frost verfolgten noch etliche Menschen gebannt dieses seltene Schauspiel. Beleuchtet von Strahlern und Mondschein war zu erkennen, wie der Spalt zwischen Flügel und Maschinenhaus kleiner wurde und schließlich ganz verschwand.
Geschafft: Der letzte Flügel findet seinen Platz am Maschinenhaus.
Geschafft: Nach neun Monaten Bauzeit stand unser Windrad komplett an seinem Standort!
In der Höhe fällt auch die Kontrolle der Flügel spektakulär aus.
Trotzdem zog es sich bis zur Inbetriebnahme noch bis Juni hin. Der Grund war eine Sicherheitsüberprüfung der Firma Nordex, die Kletterer zum Materialtest in die Flügel schickte – mit dem Ergebnis: alles in Ordnung. Im Juni konnte unsere Anlage das erste Mal Windstrom einspeisen. Und da zeigt sich der Vorteil hoher Windmaschinen: Das Windrad in Langenberg (164m) produziert dreimal soviel Strom wie ein niedriges an der Aurea (139m).
Läuft seit der Inbetriebnahme sehr störungsarm und produziert viel sauberen Strom.
Beim Windfest im August haben wir stolz unser Projekt vorgestellt: als besonderes Beispiel, wie Bürgerenergie in einem gemeinsamen Kraftakt von Betreiber, Einwohnern, Politik und Verwaltung gelingen kann.
Auch Landtagspräsident André Kuper gehörte zu den Festgästen.
Technische Daten
2 x Enercon
E-82 E2
Nennleistung
je 2,3 MW Rotordurchmesser
82 m
Nabenhöhe
138 m
Jahresproduktion ca. 4,7 Mio. kWh je Anlage
Eineinhalb Jahre nach Gründung der Genossenschaft trieb die Mitglieder natürlich eine Frage um: Gibt es ein konkretes Projekt? Im Januar 2015 dann die erlösende Antwort: Nach unzähligen Gesprächen wurde der Genossenschaft ein Windrad angeboten, das auf einer Fläche an der Marburg stehen soll. Die Planung dazu hat die eigens gegründete „Windenergie zur Marburg GmbH & Co. KG“ übernommen.
Die Genossenschaft ist gegründet: Rainer Wennemar, Peter Rentrup, Hubert Leiwes, Theo Mettenborg, Andreas Lahme, Brigitte Fiedler, Mario Frisch, Thomas Birwe, Hans-Hermann Heller-Jordan.
Das Modell E-82 von der Firma Enercon sollte es werden, mit einer Leistung von 2,3 Megawatt und einer Nabenhöhe von 138 Metern. Ein ausgereiftes Modell, das viele Vorteile aufweist, so Andreas Lahme vom Aufsichtsrat: „Die E-82 ist erprobt, sie bringt durchgängig hohe Leistungen.“ Durch eine neue Technik an den Rotorblättern verursache sie außerdem weniger Schall. Kosten wird das Windrad 3,6 Millionen Euro, 30 % davon sollte mit Eigenkapital finanziert werden.
Die RheWie entscheidet sich für eine Enercon, damals noch zu erkennen am rundlichen Maschinenhaus.
Und kurz darauf kam die nächste gute Nachricht: Zwei statt eines! Nach langen Verhandlungen mit der „Windenergie zur Marburg GmbH“ war es den Mitgliedern von Vorstand und Aufsichtsrat gelungen, zwei Windräder für unsere Genossenschaft zu sichern. Das zweite sollte auf fürstlichem Grund gleich gegenüber stehen. Damit beliefen sich die Investitionskosten zwar auf 6,5 Millionen Euro; das Renditeverhältnis rechnet sich für zwei Anlagen aber natürlich wesentlich erfreulicher.
Unsere Windräder stehen in direkter Nachbarschaft zum Industriegebiet Aurea.
Im Juli 2015 begannen die Vorbereitungen zum Bau der Windräder an der Marburg. Alle Fachleute, die an der Planung und Genehmigung beteiligt waren, wurden zu einem ersten symbolischen Spatenstich auf die Wiese von Hof Bühlmeyer eingeladen – unglaublich, wie viele Personen aus Politik, Verwaltung und Planungsbüros da zusammen kamen.
Beim ersten Spatenstich fassten Vertreter der RheWie und der Projektierer mit an.
Im November 2015 wurde den Bürgern der Emsstadt etwas ganz Neues geboten: Ein 105 Meter hoher Kran ragte in den Himmel an der Oelder Straße. Der Turm des ersten Windrades WEA 04 auf dem Bühlmeyerschen Grund wurde zusammengesetzt! Die großen, schweren Betonringe sind nachts über die Autobahn angeliefert und in den typischen grünen Enercon-Farben aufeinander montiert worden.
Für einen so hohen Turm braucht es einen riesigen Kran. Hier wird der erste Betonring aufgestellt.
Zum Jahreswechsel sah das erste Windrad wirklich schon gut aus. Der Turm war fertig, das Maschinenhaus und die Flügel wurden unter großer Beteiligung der Bürger hochgezogen. Ein Parkplatz war an der Oelder Straße an diesem Nachmittag nicht mehr zu bekommen.
Ein spannender Moment: Die Flügel werden hochgezogen.
Ende Januar 2016 dann der große Moment: Das erste Windrad produziert Strom! Eine Lokalzeitung gratulierte dem Vorstand zur Vaterschaft: „Es ist geglückt: Das Kind lebt und atmet selbständig.“
Fertig! Unser Windrad produziert jetzt grünen Strom.
Die Vertreter der Zeitungen waren dabei, als sich der Rotor des nördlichen Windrades 18 mal in der Minute drehte. Man versammelte sich im Inneren des 140 Meter hohen Turms vor dem Steuerungsdisplay, und da war die beeindruckende Zahl zu lesen: 33.000 Kilowattstunden Strom sind im Probebetrieb bereits erzeugt worden; das entspricht dem Stromverbrauch von zehn Haushalten pro Jahr! Bei kräftigem Wind erreichte die Anlage vom Start weg ihre Spitzenleistung von 2.300 Kilowattstunden pro Stunde.
Auch optisch ein beeindruckendes Bauwerk.
Tatsächlich war es ein emotionaler Moment, als die erste Windenergieanlage auf dem Stadtgebiet ans Netz ging und zum ersten Mal winderzeugter Strom durch die Leitungen floss. Zweieinhalb Jahre nach Gründung der Genossenschaft und sieben Monate nach dem ersten Spatenstich produzierte unser erstes Windrad Energie. Trotz einiger Verzögerungen gegen Ende der Bauphase war die Zeit von Planung bis Inbetriebnahme immer noch rekordverdächtig! Und – um im Bild zu bleiben – das Geschwisterchen auf der anderen Straßenseite hatte sich derweil auch gut weiterentwickelt.
Viele LKW-Ladungen waren notwendig um alle Teile des Windrads anzuliefern.
Für unsere 392 Mitglieder war der 29. Januar ein bemerkenswertes Datum und ein Grund zu Stolz und Freude. Und für die Initiatoren Grund für eine Feier: Im März wurde ein Tag der offenen Tür am Windrad gefeiert. Gemächlich und fast geräuschlos drehten sich die Propeller des Windgiganten in luftiger Höhe – darunter feierten rund 300 Gäste ein fröhliches Fest mit Führungen, Kaffee und Kuchen. Viele Mitglieder waren gekommen, interessierte Bürger, Vertreter der Baufirmen, Politiker der Stadt, vom Kreis und dem Land, um die Einweihung unserer beiden Windräder an der Marburg gebührend zu feiern.
Ein Einweihungsfest für alle: Das Kuchenbuffet hatten die Mitglieder bestückt.
Der prominenteste unter ihnen war sicher Landesumweltminister Johannes Remmel, der den 12. März 2016 „einen großen Tag für NRW“ nannte. Der Grünen-Politiker spannte den Bogen weit und erinnerte daran, warum erneuerbare Energien so wichtig sind. Vor fast genau fünf Jahren bedrohte die Katastrophe von Fukushima die ganze Welt und Deutschland beschloss die Abkehr von Atomstrom und die Hinwendung zu erneuerbaren Energien.
Prominenter Festredner: Landesumweltminister Johannes Remmel.
Bürgermeister Theo Mettenborg, Aufsichtsratsvorsitzender unserer Genossenschaft, knüpfte an seinen Vorredner an und nannte das Ereignis „einen großen Tag für Rheda-Wiedenbrück.“ Er erinnerte an die Anfänge der Planung: Unter der Maxime „Wir wollen das – wir schaffen das!“ erstellte die Stadtverwaltung einen Flächennutzungsplan und machte damit den Weg für Windenergie frei. „Es spornt uns an, wenn uns der Wind entgegen bläst.“
Auch für den Aufsichtsratsvorsitzenden und Bürgermeister Theo Mettenborg ein großer Tag.
Die größte Freude an dem Tag empfand wohl Hubert Leiwes, der 2013 die Initialzündung zur Gründung der Genossenschaft gegeben hatte. Sein Anliegen an diesem Tag war es, „Danke“ zu sagen. „Immer, wenn ich Hilfe gebraucht habe, habe ich sie bekommen.“
Viele Mitglieder sind zur Einweihungsfeier gekommen, obwohl es windig und kalt war.
Rheda-Wiedenbrücker
Energiegenossenschaft eG
Ostring 33
33378 Rheda-Wiedenbrück